Wo fangen die Probleme an?

Maren Diehl • 19. Juni 2025
Rehe und Reha

oder besser gesagt, wo fangen die Probleme an? Die meisten Leute sehen die Probleme da, wo das Bild auffällig wird, und auffällig in der Entwicklung, die die Animation beschreibt, ist die plötzlich nach vorne ragende Zehe. Wenn aber, wie im letzten Blogpost beschrieben, die Lamellenschicht beim steiler werdenden Huf in Bedrängnis gerät, während alle Welt glaubt, das Abrollen erleichtern zu müssen, ist vor allem der Fokus das Problem. Der richtet sich nämlich häufig auf genau diese Phase der Rehabilitation, in der die Zehe des Pferdes sehr lang wirkt. Dabei hat sie aber noch lange keinen Bodenkontakt und macht von daher auch keine Schwierigkeiten*.

In meiner Animation geht es bereits im zweiten Bild absehbar in die falsche Richtung. Dabei habe ich den Werdegang ohne die übliche Korrektur gezeichnet, mit der in Bild 4 die sich unbotmäßig separierende Zehenwand beigeraspelt wird, bis überraschend in Bild 5 ein Hufbeindurchbruch zu erkennen ist.

Die folgenden Bilder zeigen dann den Verlauf einer erfolgreichen Rehabilitation durch eine Repositionierung des Hufbeins mittels Korrektur der Hornkapsel. Das sieht dann vielleicht für eine Weile seltsam aus, aber die Zehenwand wächst sich von oben her zurecht.

Eine funktional “zu lange Zehe” wäre eine eigentlich zu hohe Zehe, deren Gegenspieler, die Trachten, zu niedrig sind. Würden wir die Animation nach dem letzten Bild in der gleichen Richtung weiterdenken, sähen wir unter der Zehe zunehmendes Material, während sich die Trachten weiter absenken müssten. Dieser Prozess würde dann zu einem negativen Palmar- bzw. Plantarwinkel führen. Auch hier gilt also: Wenn's gut ist, ist es gut und mehr wäre von Schaden. Denn erst mit dem negativen Palmar- bzw. Plantarwinkel ergibt sich eine erhöhte Belastung des Sehnenapparates.

*Die vermeintlichen Schwierigkeiten rühren von der falschen Annahme, dass das Pferd in physiologischen Bewegungsmustern am Ende der Stützbeinphase nochmal kräftig mit der Zehe abdrückt. Diese Annahme gehört leider zur Standardausbildung von Tierärzten, Hufschmieden und Therapeuten, ist aber bei näherer Betrachtung nicht haltbar.


 

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