Biotensegral durch die Kugelzeit

Maren Rottmann • 31. Mai 2025
Tensegral aufgespannt durch die Kugelzeit

Schon vor einiger Zeit durfte ich hier im Blog über meine Stute Blaze berichten und ihre Entwicklung zum tensegral organisierten Reitpferd. Seitdem ist viel passiert. Wir haben fleißig geübt, trainiert, Rückschläge erlebt (vor allem durch eine schier endlose Quarantänezeit), erneut begonnen und ich habe meine Erkenntnisse in zwei weiteren Kursen ausgebaut und gefestigt. 


Am Anfang war für mich dieses Verständnis des „Aufgespannt seins“ nur für das Reiten oder den Umgang mit dem Pferd relevant. Immerhin hatte ich ja einen Reitkurs gemacht. Aber mit der Zeit wuchs das Erstaunen darüber, dass die Momente gelebter Biotensegrität im Alltag kein Ende nehmen wollten. Es ließen sich immer wieder neue Parallelen entdecken!


Und nun bin ich schwanger. Und spätestens in dieser spannenden und doch sehr neuartigen Phase meines Lebens darf ich wieder die Erfahrung machen, dass es doch einen  gewaltigen Unterschied macht, ob ein Körper aufgespannt ist oder nicht. 


Da ich meinen Beruf bald nicht mehr ausüben durfte, hatte ich viel mehr Zeit als sonst im Alltag und diese wollte ich nutzen, um mir etwas Gutes zu tun. Daher meldete ich mich für einen Feldenkrais-Kurs an. Das war zunächst genau das, was ich brauchte. Entspannung. Ruhe. Das System runterfahren. Dachte ich…


In der fünften Stunde hatte ich zum ersten Mal Schmerzen im Bauch, nachdem wir uns mehrfach hin und her gedreht hatten. In der darauffolgenden Woche mussten wir im Vierfüßlerstand, teilweise auf den Ellenbogen lehnend, abwechselnd mit den Fußgelenken kreisen. Anfangs war alles gut, aber je öfter ich diese Pose einnahm (die Einheit dauert 90 Minuten mit regelmäßigen Pausen im Liegen), desto mehr randalierte mein Bauch. Inklusive des Zwerges, der darin wohnte. Was zunächst ein leichter Druck war, wurde immer mehr zum Krampf und das Kind bewegte sich mit der Zeit nicht mehr leicht, sondern boxte fleißig. Mir wurde übel. Am Ende der Einheit hatte ich das Gefühl, ich würde in der Mitte zusammengefaltet. 


Am nächsten Tag versuchte ich es mit Yoga. Die Erfahrung war augenöffnend! Obwohl die Einheit an Schwangere angepasst war, war sie durchaus sportlich ambitioniert. Die Posen, die ich einnahm, waren von der Form her vergleichbar mit denen aus der Feldenkrais-Lektion tags zuvor. Aber der Unterschied war: ich fühlte mich super! Egal ob herabschauender Hund, Vierfüßlerstand oder auch ein Stütz – alles kein Problem. Keine Übelkeit, keine Schmerzen. 


Die nächste Erfahrung durfte ich beim Laufen machen. Ich habe zwei Hunde, mit denen ich täglich mehrfach über die Felder streife. Bei einem Spaziergang unter zwanzig Minuten merkte ich nichts. War die Runde größer, wurde der Bauch zu einer harten Bowlingkugel, die zwischen meinen Beckenknochen hin und her rollte. Wie war ich frustriert. Ging nun nicht mal mehr ein längerer Spaziergang?

 Durch die Yoga-Feldenkrais-Geschichte inspiriert, überlegte ich, ob es vielleicht etwas mit Spannung zu tun haben könnte und nahm auf die nächste größere Runde Wanderstöcke mit. Und es funktionierte! Durch die erhöhte Rumpfspannung konnte sich der Bauch anders tragen und ich hatte keinerlei Schmerzen.


Die eindrücklichste meiner bisherigen Schwangerschaftserfahrungen habe ich aber beim Tanzen gemacht. Mir fiel nach einigen Wochen auf, dass ich mit bestimmten Tanzpartnern weiterhin schmerzfrei tanzen konnte, selbst wenn die Musik sehr flott oder die Figuren ambitioniert waren (Doppeldrehungen, Liegefiguren, Sprünge). Tanzte ich aber mit anderen, randalierte oft nach spätestens zwei Liedern der Bauch.
Ich versuchte nachzuvollziehen, warum das so war, und merkte: Wenn der Tanzpartner eine gute Grundspannung hatte, war das Tanzen kein Problem. Hatte der Partner wenig Spannung oder die falsche, musste ich kompensieren und bekam Schmerzen. 


Da sich das Experiment immer wieder mit unterschiedlichen Partnern mit demselben Ergebnis reproduzieren ließ, bin ich nun dazu übergegangen, in meiner Kugelzeit nur noch mit ausgewählten Menschen zu tanzen. Alles andere macht mir keinen Spaß mehr. Aber solange die Spannung passt, fühle ich mich beim Tanzen nicht mal schwanger. 


Ich bin sehr dankbar für die Kurse, die mich zu diesen hilfreichen Erkenntnissen kommen ließen, mit denen ich jetzt den Alltag in dieser  besonderen Zeit meistern werde. 


Reiten geht übrigens auch noch. Aber besser sportlich. Sonst meldet sich der Bauch. 😊 

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